Nach Angaben von Heraeus Precious Metals, einem der weltweit führenden Unternehmen der Edelmetallbranche, werden die Preise für Gold, Silber und Platingruppenmetalle zumindest in der ersten Hälfte des Jahres 2026 voraussichtlich einen Abwärtstrend verzeichnen. Der diesjährige Anstieg der Preise für Gold, Silber und Platingruppenmetalle auf Rekordhöhen war zu schnell zu stark. Zwar könnten die Preise kurzfristig nochmal steigen, doch sobald die Dynamik nachlässt, ist mit einer Konsolidierungsphase zu rechnen. Wichtige Faktoren wie anhaltende Goldkäufe der Zentralbanken, anhaltende Inflation und niedrigere Realzinsen könnten die Preise stützen. Die schwächere industrielle Nachfrage und Rezessionsrisiken stellen jedoch ein erhebliches Abwärtsrisiko für Platinmetalle dar.
„Nach solch starken Preisanstiegen ist eine Phase der Neuausrichtung und Konsolidierung wahrscheinlich. Gold dürfte sich dank der starken Nachfrage der Zentralbanken und der günstigen makroökonomischen Bedingungen weiterhin am stabilsten entwickeln. Silber könnte angesichts des Gegenwinds aus der Industrie volatiler sein. Der Platinmarkt wird weiter angespannt sein , aber das Defizit könnte sich verringern. Palladium könnte hingegen mit einem wachsenden Überschuss konfrontiert sein, da batteriebetriebene Elektrofahrzeuge Marktanteile gewinnen“, sagte Henrik Marx, Leiter Edelmetallhandel bei Heraeus Precious Metals.
Zu Beginn des Jahres 2026 könnten die globalen Märkte mit einer Mischung aus wirtschaftlichen und geopolitischen Herausforderungen konfrontiert sein. Ein langsameres Wachstum in wichtigen Volkswirtschaften wie den USA und Europa sowie anhaltende Inflation und fiskalische Ungleichgewichte könnten die Geldpolitik beeinflussen. Es wird erwartet, dass die Zentralbanken die Realzinsen niedrig halten werden. Dieses Umfeld dürfte zwar die Investitionsnachfrage nach Edelmetallen stützen, belastet jedoch den industriellen Verbrauch.
Die geopolitischen Risiken dürften weiterhin hoch bleiben. Es besteht weiterhin Unsicherheit darüber, ob PGMs in irgendeiner Form mit Zöllen belegt werden könnten, da die USA nach wie vor eine Untersuchung gemäß Section 232 sowie ein Antidumpingverfahren gegen russische Importe durchführen. Zudem beeinflussen strukturelle Veränderungen im Automobilsektor, die durch die zunehmende Verbreitung batterieelektrischer Fahrzeuge vorangetrieben werden, die Nachfrage nach Platingruppenmetallen.
China wird voraussichtlich auch weiterhin ein wichtiger Faktor für die globalen Nachfragetrends bleiben. Konjunkturmaßnahmen könnten die industrielle Aktivität stützen. Allerdings könnten Anpassungen der Photovoltaikpolitik das Wachstum der Silbernachfrage verlangsamen. Darüber hinaus enthält Chinas neuer Fünfjahresplan (2026–2030) Initiativen zur Förderung von grüner Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie. Dies könnte sich positiv auf die langfristige Nachfrage nach Ruthenium und Iridium auswirken.
Henrik Marx fügte hinzu: „Die Edelmetallmärkte könnten durch ein langsameres Wirtschaftswachstum, geopolitische Unsicherheiten und die andauernde Transformation im Automobilsektor beeinflusst werden. Niedrigere Realzinsen und anhaltende Inflation könnten die Investitionsnachfrage stützen, während hohe Preise und Rezessionsrisiken den industriellen Verbrauch belasten könnten. Wir erwarten für das erste Halbjahr 2026 eine volatile Entwicklung, mit deutlicheren Chancen, sobald die Konsolidierungsphase abgeschlossen ist.“
Gold stieg im Oktober 2025 auf ein Allzeithoch von 4.382 USD pro Unze. Dies wurde durch eine starke Investitionsnachfrage und Käufe der Zentralbanken unterstützt. Zwar könnte der Preis kurzfristig sogar nochmal steigen, jedoch wird nach einem so starken Anstieg zu Beginn des Jahres 2026 eine Phase der Neuausrichtung und Konsolidierung erwartet, bevor die nächste Aufwärtsbewegung einsetzen kann. Dies spiegelt den Trend wider, dass sich die Preise nach Erreichen von Rekordhöhen wieder normalisieren. Anhaltende Käufe der Zentralbanken und niedrigere Realzinsen könnten eine solide Basis für die Goldpreise bilden, auch wenn die Schmucknachfrage aufgrund der hohen Preise weiterhin gedämpft bleibt. Der Inflationsdruck und die fiskalische Dominanz in den großen Volkswirtschaften dürften die Realzinsen negativ halten, was traditionell ein günstiges Umfeld für Gold ist.
Auch Silber erreichte im Dezember 2025 mit 58,63 USD pro Unze ein Rekordhoch. Nach solch rasanten Zuwächsen dürfte der Markt diese Steigerungen erst einmal verdauen, bevor er weiter nach oben tendiert. Silber könnte volatiler bleiben als Gold, da sein Preis sowohl von Investitionsströmen als auch von der industriellen Nachfrage beeinflusst wird. Es wird erwartet, dass die Nachfrage im Photovoltaikbereich aufgrund von Bemühungen zur Kostenoptimierung Gegenwind erfahren wird. Dazu gehören unter anderem die mögliche Reduzierung des Silberverbrauchs und die Entwicklung alternativer Zellentypen. Unterdessen könnte die Investitionsnachfrage, insbesondere von ETFs (Exchange Traded Funds) und Privatanlegern, die Preise weiterhin stützen. Es wird erwartet, dass Silber eine volatilere Anlage bleibt als Gold. Sollte sich die Rallye bei Gold fortsetzten, dürfte Silber diesem Trend folgen.
Obwohl für 2026 weiterhin mit einem Defizit auf dem Platinmarkt zu rechnen ist, dürfte sich dieses aufgrund des gestiegenen Sekundärangebots durch höhere Recyclingmengen in Europa verringern. Die Leihratenraten dürften weiterhin hoch bleiben. Nach Ende der Konsolidierungsphase wird mit einem weiteren Preisanstieg gerechnet. Die Nachfrage aus der Automobilindustrie könnte zwar zurückgehen, da batterieelektrische Fahrzeuge Marktanteile gewinnen. Allerdings bietet die Schmucknachfrage Aufwärtspotenzial. Es wird erwartet, dass Platin im Vergleich zu Gold deutlich günstiger bleibt. Das macht es zu einer attraktiven Alternative zu Weißgold macht, insbesondere in China, dem größten Markt für Platinschmuck.
Der Überschuss auf dem Palladiummarkt könnte sich vergrößern, da batterieelektrische Fahrzeuge die Nachfrage nach Autokatalysatoren verringern werden. Weiterhin dürfte das Primärangebot leicht steigen, und das Sekundärangebot könnte aufgrund höherer Recyclingquoten ebenfalls weiter wachsen. Es wird ein leichter Rückgang der weltweiten Nachfrage prognostiziert, wobei der Rückgang der Nachfrage aus dem Automobilbereich teilweise durch einen leicht höheren industriellen Verbrauch ausgeglichen wird. Der Palladiumpreis könnte steigen, wenn der Platinpreis wieder ansteigt. Dennoch sind die Rahmenbedingungen weniger günstig, da sich der Markt auf einen größeren Überschuss zubewegt.
Rhodium könnte 2026 von einem geringen Defizit in einen Überschuss übergehen. Dies ist auf einen möglichen Rückgang der Nachfrage im Automobilbereich trotz eines moderaten industriellen Wachstums zurückzuführen. Der Überschuss resultiert aus der rückläufigen Produktion von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor sowie höheren Recyclingquoten. Die Preise könnten tendenziell sinken, insbesondere wenn die Preise für Platin und Palladium weiter nachgeben. Langfristig könnte eine Erholung der Verkäufe von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor für einen begrenzten Aufwärtstrend sorgen, insgesamt bleibt die Entwicklung jedoch unter Druck.
Das robuste Wachstum von Rechenzentren und Wasserstoffanwendungen könnte die Nachfrage nach Ruthenium ankurbeln und den Markt weiter unter Spannung setzen. Die durch künstliche Intelligenz (KI) vorangetriebene Expansion der Festplattentechnologie sowie die Elektrolyse für grünen Wasserstoff haben das Potenzial, die Nachfrage zusätzlich zu stützen. Während die Wirtschaftsprognosen für 2026 ein ähnliches Wachstum des globalen Bruttoinlandsprodukts wie für 2025 erwarten, bleibt eine Rezession für die USA und die Eurozone ein Risiko. Dies hätte negative Auswirkungen auf den Preis.
Die Nachfrage nach Iridium dürfte aufgrund seiner Verwendung in Wasserstoff- und elektrochemischen Anwendungen moderat steigen. Gleichzeitig könnte die Erholung des Angebots den Preisanstieg begrenzen. Selbst bei einer erwarteten Marktknappheit könnten die Erholung der südafrikanischen Produktion und die vorsichtigen Aussichten für Wasserstoffprojekte den Preisanstieg dämpfen.
| Edelmetall | Bandbreite per Unze |
|---|---|
| Gold | 3.750 USD – 5.000 USD |
| Silber | 43 USD – 62 USD |
| Platin | 1.300 USD – 1.800 USD |
| Palladium | 950 USD – 1.500 USD |
| Rhodium | 6.000 USD – 9.000 USD |
| Ruthenium | 600 USD – 975 USD |
| Iridium | 3.800 USD – 5.150 USD |

