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27.01.2021

Heraeus Edelmetallprognose 2021

Handel
Edelmetalle

Gold bleibt in Corona-Krise auf Rekordkurs. Silber dürfte Aufwärtstrend fortsetzen. Iridium und Rhodium könnten Allzeithochs erreichen. Hohe Volatilität steigert Nachfrage nach Preissicherungsmodellen

Der Goldpreis wird nach Ansicht des weltweit größten Edelmetallverarbeiters Heraeus Precious Metals im neuen Jahr Rekordhöhen erreichen. „Wir gehen davon aus, dass die jüngsten Preisschwankungen an den Edelmetallmärkten angesichts der anhaltenden Corona-Krise und der Geldschwemme der Notenbanken anhalten“, sagte André Christl, Geschäftsführer von Heraeus Precious Metals, bei der Vorstellung der jährlichen Edelmetallprognose. Silber dürfte von der starken Nachfrage aus der Industrie und dem anhaltenden Anlegerinteresse profitieren und sich sogar noch besser als Gold entwickeln. Die stark von der Automobilindustrie abhängigen Platingruppenmetalle dürften sich unter weiter kräftigen Schwankungen auf einem hohen Niveau bewegen. Dabei dürften einige Metalle wie Iridium oder Rhodium neue Höchststände markieren.

Die Heraeus Prognosen im Überblick:

Edelmetall

Bandbreite je Unze

Gold 1760 bis 2120 Dollar
Silber 21 bis 36 Dollar
Platin 850 bis 1200 Dollar
Palladium 1900 bis 2900 Dollar
Rhodium 15.000 bis 25.000 Dollar
Ruthenium 250 bis 500 Dollar
Iridium 2000 bis 5000 Dollar

Mit Blick auf die Aussichten für Gold erwartet Hans-Günter Ritter, langjähriger Leiter Edelmetallhandel bei Heraeus, dass sich die Schmucknachfrage in den wichtigen Verbrauchsregionen Indien und China erholt, sobald die Lockdowns überstanden sind. Dem Edelmetall traut er angesichts niedriger oder negativer Renditen auf Staatsanleihen und der beispiellosen fiskal- und geldpolitischen Stimuli einiges zu. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Goldpreis sein bisheriges Rekordhoch von 2072,50 Dollar überschreitet.“ Die weltweiten milliardenschweren Konjunkturprogramme könnten mittelfristig inflationswirksam werden - Gold als klassischer Inflationsschutz dürfte hiervon zusätzlich profitieren. Die Heraeus Experten erwarten eine Bandbreite von 1760 bis 2120 Dollar je Feinunze Gold.

Übergang in grünere Zukunft hilft Silber

 

Die steigende Nachfrage aus der Solarindustrie dürfte Silber antreiben. Im Kampf gegen den Klimawandel setzt der neue US-Präsident Joe Biden auf den massiven Ausbau dieser Technologie. Das sollte wiederum die Silber-Nachfrage steigern – schließlich wird das Edelmetall in Solarmodulen eingesetzt. „Der Übergang in eine grünere Zukunft birgt langfristig beträchtliches Potenzial für den Silbermarkt“, sagte Ritter. Auch die beschleunigte Einführung des 5G-Netzes etwa in China dürfte die Preise antreiben. Heraeus geht von einer Bandbreite zwischen 21 bis 36 Dollar je Feinunze aus.

Bei Platin, das vor allem in Diesel-Abgaskatalysatoren eingesetzt wird, erwartet Heraeus einen wachsenden Überschuss, da das Angebot stärker ansteigt als die Nachfrage. „Langfristig – etwa ab 2025 – könnte die Wasserstoffwirtschaft aber zu einem wichtigen Platin-Abnehmer aufsteigen“, sagte Ritter. Zu diesem Zeitpunkt könnten auch versiegende Minen in Südafrika das Angebot verknappen – dann könnte der Markt in ein Defizit kippen. Die Bandbreite liegt laut Heraeus zwischen 850 bis 1200 Dollar je Feinunze.

Nachfrage aus China hilft Palladium

 

Palladium wird im Jahr 2021 noch ein Defizit aufweisen. Allerdings dürfte sich die Lücke verringern, da sich sowohl das Primär- als auch das Sekundärangebot von den coronabedingten Unterbrechungen erholen dürfte. Die Experten erwarten, dass die Zuwächse eine anziehende Nachfrage aus dem Autosektor übertreffen. Die Automobilebranche ist mit rund 80 Prozent der stärkste Abnehmer – Palladium wird in Abgaskatalysatoren für Benzinmotoren eingesetzt. Rückenwind kommt hier vor allem aus China, dem mittlerweile größten Automarkt der Welt. Da dort noch strengere Abgasnormen in Kraft getreten sind, dürften die PGM-Beladungen anziehen. Andererseits wird die Nachfrage aus der Chemieindustrie wohl sinken. Heraeus beziffert die Bandbreite auf 1900 bis 2900 Dollar je Feinunze.

Der zuletzt auf Rekordniveau gestiegene Preis für Rhodium dürfte laut Heraeus auf hohem Niveau kräftig schwanken. „Angesichts der anhaltend hohen Volatilität spielt eine professionelle Absicherung von Edelmetallen eine immer wichtigere Rolle – die Nachfrage ist hier in den vergangenen Jahren gestiegen“, sagte HPM-Geschäftsführer Christl. Das Marktdefizit bei Rhodium sollte sich in diesem Jahr weiter vergrößern. Die Nachfrage aus der Autoindustrie, dem mit Abstand größten Abnehmer, wird angesichts strikterer Emissionsvorschriften wohl hoch bleiben. Auch hier hilft vor allem der PKW-Markt in China, der sich dort schneller als in anderen Regionen von der Corona-Krise zu erholen scheint. Die Preisspanne bei Rhodium, das vor allem in Südafrika abgebaut wird, liegt laut Heraeus bei 15.000 bis 25.000 Dollar.

Nach einem zuletzt rasanten Anstieg dürfte sich Iridium in einer Preisspanne zwischen 2000 und 5000 Dollar bewegen. Der Markt wird in diesem Jahr voraussichtlich einen leichten Überschuss aufweisen, da sich das Angebot stärker erholt als die Nachfrage. Die Minenproduktion in Südafrika, das 80 Prozent des weltweiten Iridium-Angebots stellt, wird laut Heraeus in diesem Jahr auf normalem Niveau liegen.

Langfristig wird sich die Wasserstoffwirtschaft zu einem immer wichtigeren Abnehmer entwickeln. Entspannung indes versprechen das verstärkte Recycling von Iridium und edelmetall¬sparende Katalysatortechno¬logien, die Heraeus Precious Metals jeweils anbietet. Ruthenium, das vor allem in der Elektronikindustrie verwandt wird, ist den Iridium- und Rhodium-Preisen nicht nach oben gefolgt. Dies könnte sich 2021 ändern: Die Experten sehen eine Preisspanne zwischen 250 und 500 Dollar.